Sonderpädagogisches Zentrum in Korneuburg
In Korneuburg wurde ein Sonderpädagogisches Zentrum mit höchstem planerischen und energetischen Standard errichtet, das Platz für 14 Klassen samt Sporthalle sowie Räumlichkeiten für die Nachmittagsbetreuung bietet.

Architekt DI Christian Mang
Projektinhalt und Ziele
Neben einer kompakten Baukörperform, die gute Voraussetzung für eine verlustminimierende Bauweise schafft, wurde die Gebäudehülle hochwärmegedämmt ausgeführt. Die Lüftungsverluste sind durch den Einsatz hocheffizienter Wärmerückgewinnung reduziert. Der optimierte Glasflächenanteil nutzt die solare Energie in den Wintermonaten und schafft eine optimale Tageslichtversorgung in den Nutzungszeiten des Gebäudes. In den Sommer- und Übergangsmonaten verhindert eine außenliegende Beschattung, ein entsprechendes Nachtlüftungskonzept sowie die mit Grundwasser konditionierte Zuluft eine Überwärmung des Gebäudes. Neben Photovoltaikelementen, die einen Teil des Strombedarfs bereitstellen, wurde der Energieverbrauch des Gesamtobjekts durch die Optimierung der einzelnen haustechnischen Komponenten gering gehalten.
Ausgehend vom nordostseitigen Eingang entwickelt sich das Funktionskonzept um ein zentrales Atrium, welches als Belichtungsraum und zusätzlicher Aufenthaltsraum fungiert. Im Bereich der nordost- und südostseitigen Gebäudezone wurden die Sonderklassen positioniert, welche auch über eine direkte Zugangsmöglichkeit ins Freie verfügen.
Im Bereich des Haupteinganges wurde der Turnsaal samt dazugehöriger Nebenräume, sowie in Richtung Osten der Gemeinschaftsraum und ein Bewegungsraum samt Nebenfunktionsflächen angeordnet. Die Kernzone des Gebäudes wird durch ein Licht durchflutetes Atrium gebildet, an welchem auch die ins Obergeschoß führende Hauptstiege angeordnet ist. Im südwestlichen Gebäudebereich befinden sich die Räume der Nachmittagsbetreuung sowie die der Schulküche, welche mittels einer Terrasse über einen guten Freiflächenbezug verfügen. Die Atriumfläche kann im Erdgeschoss mittels variabler Öffnungen an die umliegenden Raumzonen angeschlossen werden, so dass z. B. für die Aufenthaltsbereiche der Nachmittagsbetreuung bei Veranstaltungen eine ausreichende Foyerfläche zur Verfügung steht. Analog zur Grundrissstruktur des Erdgeschoßes wurden auch im Obergeschoß die Klassenräume im Südost- und Südwestbereich des Gebäudes angeordnet.
Das gesamte Gebäude sowie sämtliche Erschließungsflächen sind barrierefrei ausgeführt. Ein Lift schafft den barrierefreien Zugang ins Obergeschoß.
Die für die Heizung erforderliche Wärmeenergie wird über eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe bereitgestellt. Als Wärmequelle wurde eine Brunnenanlage in Form eines Saug- und Schluckbrunnens realisiert. Die Wärme wird flächendeckend über die Fußbodenheizung abgegeben. Die Warmwasserbereitung erfolgt mittels dezentral angeordneter Frischwassermodule, welche über eine eigene Hochtemperatur-Wärmepumpe versorgt wird. Kleinverbraucher wie Waschbecken und Teeküchen werden über elektrische Durchlauferhitzer mit Warmwasser versorgt. Die Lüftung erfolgt über eine mechanische Lüftungsanlage mit zentraler Wärme- und Feuchterückgewinnung. Die Luftmenge der einzelnen Räume wird bedarfsabhängig mittels Volumenstromregler anhand der CO2-Konzentration geregelt. Zur Reduktion des Stromeinsatzes wurden generell stromsparende Anlagenkomponenten eingesetzt (z.B.: Umwälzpumpen mit Permanentmagnet). Die Beleuchtung in den Klassen wurde mittels tageslichtabhängiger Lichtsteuerung realisiert. Um den Primärenergiebedarf weiter zu reduzieren, wurde zusätzlich am Dach des Gebäudes eine Photovoltaikanlage installiert.
Auf eine aktive Kühlung im Gebäude konnte durch intensive Beschattungsmaßnahmen mit außenliegenden Raffstores und textiler Verschattung der Atriumverglasung verzichtet werden. Zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung ist eine automatische Nachtlüftung über mechanisch öffenbare Fenster vorgesehen.
Mit der Errichtung des Sonderpädagogischen Zentrums in Korneuburg wurde das Ziel verfolgt 14 Klassen samt Sporthalle sowie Räumlichkeiten für die Nachmittagsbetreuung auf einer Netto-Grundfläche von ca. 3.800 m2 unterzubringen. Die Umsetzung erfolgte bis August 2011.
Motivationsfaktoren
Eine wesentliche Motivation war als Stadt mit gutem Vorbild vorauszugehen und das öffentliche Gebäude möglichst energieeffizient zu errichten. Zudem sollte aus pädagogischer Sicht das Thema Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Umgang den SchülerInnen nahegebracht werden. Die professionelle Beratung und Projektbegleitung durch das Land NÖ gab zusätzlichen Motivationsschub.
Projektablauf
Nach dem grundsätzlichen Projektbeschluss wurde im Rahmen eines Wettbewerbes ein Generalplaner ausgewählt und eine Projektsteuerung eingesetzt. Nach Projektbeschluss durch die Niederösterreichische Landesregierung erfolgte die Grundsstücksteilung und entsprechende Widmung.
Nach detaillierter Planung und der Herstellung einer entsprechenden Baustraße (die spätere Liese-Prokop-Strasse) sowie einer Grundstücksfreimachung mit Kriegsrelikteortung konnte mit dem Bau begonnen werden. Bereits im Dezember 2010 war das Gebäude dicht und die Ausbauarbeiten inkl. Herstellung der Inneneinrichtung konnten begonnen werden. Im August 2011 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
Angabe bzw. Abschätzung der Kosten
Die Errichtungskosten (KGR 1-8 lt. ÖNORM B 1801-1) beliefen sich netto auf rund € 8,1 Mio (Preisbasis April 2009).
Projekterfolge
- Heizwärmebedarf HWB = 2.0 kWh/m3BGFa (gemäß OIB)
- Auszeichnung mit dem klimaaktiv Gebäude Gold
Quantifzierbare Ergebnisse
Die täglich erzeugte Strommenge durch die PV-Anlage kann durch einen eigens installierten Monitor abgelesen werden. Durch Einsetzen eines Hüttenzementsbetons bei den Betonbauteilen konnte eine Einsparung CO2 erwirkt werden.
Nachhaltige Perspektiven
Neben einer allg. Reduktion der Energiekosten konnte durch die PV-Anlage eine kostengünstige Energiegewinnung erwirkt werden. Einhergehend mit dem neuen Gebäude ist eine deutliche Reduktion des CO2 Ausstoßes zu verzeichnen. Das Objekt kann als künftiger Standard auch für großvolumige Bauten angesehen werden.
Eine zukünftige Erweiterung kann durch das Aufstocken eines zweiten Obergeschosses, welches statisch bereits jetzt mitberücksichtigt wurde, erfolgen.
Weiterführende Informationen und Kontakt
Stadtgemeinde Korneuburg
Hauptplatz 39
2100 Korneuburg
Mag. Natascha Müllauer
Tel. +43(0) 2262 770 400
natascha.muellauer@korneuburg.gv.at