Sanierung und Erweiterung der Neuen Mittelschule Langenzersdorf
Die vormalige Hauptschule und heutige Neue Mittelschule in der Marktgemeinde Langenzersdorf wurde 2011 im Passivhausstandard saniert bzw. erweitert.

schewig fotodesign, horn
Projektinhalt und Ziele
Aufgabe war es, die vormalige Hauptschule und heutige Neue Mittelschule umfassend im Passivhausstandard zu sanieren. Ziel war dabei größtmöglichen Wert auf architektonische Qualtiät, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Planungs- und Ausführungsqualität zu legen. Um den Erfolg messbar zu machen, wurde die Zertifizierung als Passivhaus durch die ÖGNB angestrebt. Die ÖGNB zertifiziert Gebäude mit einem Punktesystem anhand von fünf Kriteriengruppen, die über den Energieausweis hinausgehen. Die maximal erreichbare Punktezahl ist 1000. Die Neue Mittelschule Langenzersdorf erhielt mit 929 Punkten eine der höchsten, je erreichten Bewertungen.
Sowohl der runderneuerte Bestandstrakt mit Klassenräumen, als auch der neue Turn- und Veranstaltungssaal wurden in Passivhausqualität realisiert. Die energieeffiziente Komfortlüftung sorgt für beste Luftqualität bei unterschiedlichen Unterrichtsanforderungen. Davon profitieren SchülerInnen und LehrerInnen, die sehr gute Lern- und Lehrbedingungen vorfinden.
Wesentliches Ziel war es, durch die Sanierung des öffentlichen Gebäudes eine Multiplikatorenfunktion zu erzeugen:
Im Vorfeld wurden die NutzerInnen miteinbezogen und ihre Bedürfnisse erhoben. SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen erfahren die Vorteile dieses Best Practice Beispiels nach seiner Fertigstellung täglich. Diese Erfolgsgeschichte sollte weitergetragen werden, denn die Marktgemeinde Langenzersdorf hat vorgezeigt, dass nachhaltige Sanierung funktioniert und dass die Methode der hochwertigen thermischen Sanierung auf viele öffentliche Gebäude anwendbar ist.
Die Ziele des Generalplaners waren einerseits, das alte Gebäude der ehemaligen Hauptschule Langenzersdorf auf den neuesten thermischen Stand zu bringen und gleichzeitig eine anspruchsvolle architektonische Lösung zu entwickeln, welche die zahlreichen höchst unterschiedlichen Bauabschnitte, die aus den Umbauten und Erweiterungen der vergangenen Jahrzehnte herrühren, gekonnt zu umklammern vermag. Es konnte dadurch eine einheitliche, neue Struktur sichtbar gemacht werden, die als Gesamtbild wirkt. Um die Beispielwirkung noch mehr zu verstärken, ist es sowohl Gemeinde als auch den Planern AH3 Architekten ein Anliegen, die Neue Mittelschule Langenzersdorf bei klima- und energietechnisch bezogenen Wettbewerben zu platzieren, da so am besten der Wert von ressourcenschonender Bauweise hervorgehoben und vervielfacht werden kann.
Motivationsfaktoren
Das über 100 Jahre alte Gebäude entsprach in keiner Weise mehr den Anforderungen an einen Schulbetrieb. Eine herkömmliche Sanierung war die ursprüngliche Aufgabenstellung des Wettbewerbs. Schon im Wettbewerbsbeitrag hat AH3 anspruchsvolle Planungs- und Ausführungsqualität gezeigt und dabei besonderer Augenmerk auf die Energieeffizienz gelegt.
Projektablauf
2008 wurde seitens der Gemeinde ein Wettbewerb ausgeschrieben, der Baubeginn erfolgte im Juli 2009. Das Projekt wurde im Juli 2011 fertiggestellt (erste Etappe Turnsaal und Hauptgebäude: Oktober 2010, letzte Etappe Jugendraum Juli 2011). Während des laufenden Betriebs wurde innerhalb von 16 Monaten Bauzeit die erste Bauetappe erreicht. Die letzte Bauphase wurde im Frühjahr 2011 abgeschlossen. Diese Schule aus der Zeit von Kaiser Franz Joseph I. ist nun zu einem der modernsten Schulgebäude im Passivhausstandard geworden.
Angabe bzw. Abschätzung der Kosten
Die Nettoherstellungskosten nach ÖNORM B 1801-1 betrungen € 4 Mio. inklusive Außenanlagen (exklusive Möblierung)
Das Projekt konnte mit finanzieller Unterstützung durch die Mittel aus dem Schul- und Kindergartenfonds des Amtes der NÖ Landesregierung umgesetzt werden. Zudem hat sich ein Mehraufwand für den PH-Standard von 9 % (von den 4 Mio. €) ergeben, welcher über eine Zusatzföderung und finanzielle Unterstützung durch Mittel aus dem Schul- und Kindergartenfonds des Amtes der NÖ Landesregierung abgedeckt werden konnte.
Projekterfolge
- klimaaktiv GOLD erreicht mit 990 Punkten
- Auszeichnung mit dem Green Building Award der Europäischen Kommission 2011
- Nominierung zum Klimaschutzpreis 2011 - Kategorie "Öffentliche Einrichtungen und Regionen"
Die Projektumsetzung hat zudem zu einer Steigerung der Energieeffizienz und des Komforts bei gleichzeitiger Minimierung der laufenden Kosten geführt. Auch pädagogische Aspekte sollten nicht unerwähnt bleiben: Mit begrenzten Mitteln konnten zeitgemäße Lösungen angeboten werden, z.B. Sichtbarmachen der Lüftungsführung oder eine Photovoltaikanzeige. Dies garantiert, dass die Vorbildwirkung weit über die NutzerInnen (SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern) hinausgeht. Zahlreiche BesucherInnen aus den Bundesländern und dem Ausland (Korea, Frankreich, Finnland etc.) dokumentieren die beispielhafte Wirkung. Das Projekt der Neuen Mittelschule Langenzersdorf konnte als bisher einziges österreichisches Projekt folgende vier Auszeichnungen erhalten: den Green Building Award der Europäischen Kommission, die klimaaktiv Auszeichung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, das Total Quality Building Zertifikat der ÖGNB und den Ethouse Award mit Nominierungen (klimaaktiv).
Quantifizierbare Ergebnisse
94 % der CO2-Emissionen wurden eingespart. Der Heizwärmebedarf nach PHPP betrug vor der Sanierung 219 kWh pro m²/Jahr, nach der Sanierung nur mehr 15 kWh pro m² /Jahr. Die Schule hat ca. 3.100 m² Bruttofläche.
Nachhaltige Perspektiven
Dieses Projekt ist ein wesentlicher Beitrag auf Österreichs Weg, die Klimaziele zu erreichen und bereits jetzt Vorbild für viele andere Gemeinden und wurde auf der wichtigsten französischen Veranstaltung zum Thema Energie in Paris auf der Le 5iéme Rencontre Energetique im Oktober 2011 vorgestellt.
Weiterführende Informationen und Kontakt
Marktgemeinde Langenzersdorf
Hauptplatz 10
2103 Langenzersdorf
Gemeindeamtsdirektor Mag. Dr. jur. Helmut Haider
Tel. +43 (0)2244 2308 0
gemeinde@langenzersdorf.gv.at
Generalplaner - AH3 Architekten ZT GmbH
Klimaschutzpreis 2011
Kurzfilm