Erfolgreiche Pflege des Trockenrasens
Die Biosphärenpark Wienerwald-Gemeinde Pfaffstätten pflegt seltene Trockenrasenvorkommen und schafft auch in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür.
Projektinhalt und Ziele
Unter dem Motto "Die Steppe lebt!" führt Pfaffstätten als Biosphärenpark Wienerwald-Gemeinde zahlreiche Führungen zu den schönsten Trockenrasen durch und veranstaltet regelmäßig Pflegetermine gemeinsam mit der Bevölkerung. Neben dem Knüpfen sozialer Kontakte wurde auch wieder Lebensraum für seltene und besondere Tier- und Pflanzenarten geschaffen.
Zu den Projektzielen zählen:
- Erhaltung bestehender Trockenrasenflächen
- Wiederherstellung zugewachsender Trockenrasenflächen
- Koordination der Schafbeweidung
- weitere Rodungen in Kooperation mit Forstbehörden
- Flächenankauf
- Pflegearbeiten mit der Bevölkerung
Motivationsfaktoren
Die Erhaltung von Natur- und Erholungswert in der Gemeinde war die größte Motivation.
Projektablauf - Umsetzungsschritte
Vorgeschichte:
Pfaffstätten ist seit 2002 Klimabündnisgemeinde.
Pfaffstätten ist 2007 als eine der ersten Gemeinden dem Bodenbündnis beigetreten.
Pfaffstätten ist Mitgliedsgemeinde im Biosphärenpark Wienerwald mit dem Ziel, die Natur zu schützen - dort wo Lebensräume und Arten diesen Schutz brauchen - aber gleichzeitig die Region zu einer Lebensregion für verantwortungsvolles Wirtschaften und Handeln zu entwickeln. Biosphärenparks sind von der Unesco ausgezeichnete Gebiete mit besonderen Kultur- und Naturlandschaften. Der Wienerwald und somit die beteiligten Gemeinden haben diese wichtige Anerkennung 2005 erhalten.
Der Glaslauterriegel, Heferlberg (auch Heberlberg geschrieben) und Fluxberg sind drei benachbarte kleine Xerothermhügel zwischen Pfaffstätten und Gumpoldskirchen an der so genannten Thermenlinie des Alpenostrandes südlich von Wien.
Der Glaslauterriegel besteht im Wesentlichen aus jungtertiären Süßwasserkalken, der Heferlberg und der Fluxberg aus mesozoischem Kalk. Den Hügeln gemeinsam ist das Vorhandensein mehr oder weniger flachgründiger Böden, auf denen sich kein geschlossener Wald ausbilden konnte. Dieser Umstand in Verbindung mit dem pannonischen Klima des Gebietes, dessen sommerliche Wärme und Trockenheit in südlicher bis südöstlicher Hanglage noch verstärkt wird, hat hier kleinräumige Biotope und Trockenrasen geschaffen. Diese bieten thermophilen Arten, deren Hauptverbreitung in Europa mehr im Süden und Südosten liegt, günstige Lebensbedingungen.
Da diese Arten in weiten Teilen Mitteleuropas fehlen, ist die Erhaltung ihrer Lebensräume im östlichen Österreich, wo manche ihre nordwestlichsten Vorkommen haben, auch ein Naturschutzanliegen von überregionaler Bedeutung.
Hinweis: Zu den vorkommenden Pflanzen und Tieren gibt es für wissenschaftlich Interessierte Unterlagen und ein Büchlein "Natur in Pfaffstätten - Ergebnisse zum Tag der Artenvielfalt 2009".
Unter dem Motto "Die Steppe lebt!" finden in den Biosphärenpark-Gemeinden Baden, Bad Vöslau und Pfaffstätten zahlreiche Führungen zu den schönsten Trockenrasen und Pflegetermine gemeinsam mit der Bevölkerung statt. Weitere Trockenrasen findet man versteckt in der Einöde von Pfaffstätten.
Trockenrasen sind im Volksmund besser unter dem Namen "Steppe" oder "Heide" bekannt. Zahlreiche seltene und besondere Tier- und Pflanzenarten, darunter Adonisröschen, Steinröserl, verschiedene Orchideenarten, die beeindruckende Sägeschrecke, die prachtvolle Smaragdeidechse und viele mehr leben in den Trockenrasen im Biosphärenpark Wienerwald zwischen Wien und Bad Vöslau.
Einige Arten wie die Kantabrische Winde, die Wiesenknopf-Feuerzikade oder Brunners Schönschrecke findet man in Österreich sogar nur an der Thermenlinie.
Da die extensive Weidenutzung seit dem zweiten Weltkrieg aufgegeben wurde, sind durch Verwaldung viele Trockenrasenflächen verschwunden. Jene, die heute noch vorhanden sind, sind vielfach vom Zuwachsen und damit vom Verschwinden bedroht.
Daher startete der Biosphärenpark Wienerwald gemeinsam mit der Gemeinde Pfaffstätten und dem Naturschutzbund NÖ ein mehrjähriges, aus dem EU-Programm für ländliche Entwicklung gefördertes Projekt, um diese wertvollen Lebensräume zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Außerdem finden jedes Jahr im Herbst fachlich betreute Pflegetermine statt, bei denen zuwachsende Trockenrasen wieder frei geschnitten werden.
Im Jahre 2010 und 2011 wurden in Pfaffstätten die Pflegtermine an insgesamt drei Tagen veranstaltet. Unterstützt wurden die Pflegetage durch die örtliche Volksschule wo jede Klasse an einem Vormittag unter fachkundiger Aufsicht bei den Pflegemaßnahmen mitarbeitete. An den Nachmittagterminen wurde die Arbeit von Freiwilligen aus der Gemeinde unterstützt.
2012 ist dann der Durchbruch gelungen. Die Pflegemaßnahmen wurden an insgesamt 4 Tagen organisiert. Insgesamt konnte man 265 HelferInnen bei 630 geleisteten Arbeitsstunden zählen. Die örtliche Volksschule unterstützte das Projekt an insgesamt drei Tagen. Weiters schickte die Montessori Volksschule Baden einen Helfertrupp von SchülerInnen nach Pfaffstätten. Pfaffstättner Vereine und die Feuerwehr Pfaffstätten arbeiteten ebenfalls fleißig mit. Viele Gebüschaustriebe wurden geschnitten oder mit mitgebrachtem Werkzeug ausgehackt.
Laut einer Begutachtung vom BPWW zeigen die Pflegemaßnahmen ihre Wirkung und nach einem weiteren Intensiveinsatz im Herbst 2013 dürfte vorerst das Gröbste erledigt sein. Die Erhaltung dieser besonderen Flächen ist somit gewährleistet.
Die natürliche Pflege der Trockenrasen wird zukünftig durch die Beweidung mit Schafen ("Wienerwald Schaf") weitergeführt. Die beschriebenen Flächen werden jährlich durch die Beweidung mit Schafen gepflegt. Trotzdem muss der Mensch noch unterstützend mithelfen.
Projekterfolge
Schaffung neuer sozialer Kontakte und Freundschaften, Integration in die Gemeinde.
Zusammenarbeit der Generationen und Verständnis für einander.
Umweltpreis des Lionsclub Österreich 2013.
Quantifizierbare Ergebnisse
Die Pflegetermine und Projektvorstellung wurden allen Haushalten von Pfaffstätten mittels eines Infofolders per Post mitgeteilt.
Ein Infoabend wurde ebenfalls organisiert und ein Naturvortrag vorgestellt.
265 HelferInnen waren von 10.10.2013 bis 13.10.2013 bei den organisierten Pflegeterminen dabei und leisteten mit großem Engagement 630 Arbeitsstunden für die Erhaltung dieser besonderen Flächen.
Nachhaltige langfristige Perspektiven
Im BPWW als Modellregion für Nachhaltigkeit wird dargestellt, wie durch ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur die Artenvielfalt erhalten und gefördert werden kann. Basis dafür ist das Interesse und die Begeisterung jeder und jedes Einzelnen für unsere vielfältige und spannende heimische Natur. Der entwickelte Arbeitsgeist aller HelferInnen bei der Trockenrasenpflege in Pfaffstätten zeigt, wie man die EinwohnerInnen von Pfaffstätten begeistern konnte.
Jede/r Einzelne kann einen Beitrag leisten, um die heimische Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern:
- Nachhaltigen und regionalen Produkte aus der Region beim Einkauf den Vorzug geben
- Aktive Mithilfe bei der Pflege von Trockenrasen
- Weingartenlandschaften nur auf offiziellen Wegen begehen und Hunde an die Leine nehmen
- Verzicht auf das Pflücken von Blumen, da oftmals seltene und geschützte Pflanzen der Erde entzogen werden
- Naturnahe Gestaltung des eigenen Gartens
Weiterführende Informationen und Kontakt
Marktgemeinde Pfaffstätten
Dr. Josef Dolp-Straße 2
2511 Pfaffstätten
Tel. +43 (0)2252 889 85
Umweltgemeinderat Viktor Paar
viktor.paar@gmx.at
LAbg. Bürgermeister Christoph Kainz
buergermeister@pfaffstaetten.gv.at